Von Froschauer zu Orell Füssli oder die Geschichte des Buchdrucks in Zürich, Ausstellung vom 21.02.19 bis 22.04.19

Unter dem Namen „Von der Bibel zur Banknote – Drucken seit 1519“ ist im Nationalmuseum (früher Landesmuseum genannt) eine Ausstellung über den Zürcher Buchdruck zu sehen.

Zitat: „Begonnen hat dessen (gemeint ist Orell Füssli – admin) Geschichte vor 500 Jahren mit Christoph Froschauer, der mit der Produktion einer Bibel berühmt wurde“. Dieser Satz wird allerdings Froschauer nicht gerecht. Christoph Froschauer war nicht nur Buchdrucker, sondern er gehört zusammen mit Zwingli zu den grossen Aufklärern des späten Mittelalters.

Portrait von Christoph Froschauer (1490-1564), Wandgemälde am Orell Füssli Hauptsitz in Zürich-Wiedikon, Martin Sauter unter wikimedia commons

Der Buchdruck, von Gutenberg in Mainz um 1450 wieder erfunden (erster bekannter Buchdruck in China im Jahr 868), war an sich schon ein Akt der europäischen Aufklärung, denn er legte den Grundstein für die Ueberwindung des Analphabetismus und die Ausweitung von Wissen in breiten Volkskreisen und wurde somit ein neues Produktionsmittel. Nur so konnten sich die Ideen des Kapitalismus und des Sozialismus überhaupt verbreiten.

Froschauer kann jedoch nicht auf den Bibeldruck reduziert werden; er war ein Wissensvermittler. Zitat aus Hans Rudolf Lavater-Briner, Die Froschauer Bibel 1531:

„1543 erschien ein Verlagskatalog mit 216 Titeln. Das Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts (VD 16) kennt über 770 Drucke, darunter 67 deutsche Bibel(teil)ausgaben, altsprachliche Bibel(teil)ausgaben, Bibelkommentare, Einblattdrucke und -kalender, Gesangbücher (seit 1559 mit Notentypen), theologische und sonstige gelehrte Werke (Bibliander, Bullinger, Fries, Geßner, Gwalter, Jud, Lavater, Mahler, Oekolampad, Pellikan, Stumpf [Schweizer Chronik 1547/48 mit fast 4000 Abbildungen], Vadian, Vermigli, Zwingli), römische und griechische Klassiker, Akzidenzdrucke für Kirche und Staat (bis 1537 auch fast alle Berner Reformatorica), etc.“

Darüber hinaus war seine Druckerei ein Debattierclub für die Gelehrten der Zeit, in dem gemeinsam nicht nur sprachliche Probleme von Uebersetzungen, sondern auch die Klassiker der Antike intensiv diskutiert wurden – also ein eigentlicher Vorläufer der übrigens erst 1833 nach der französischen Revolution gegründeten Universität Zürich. Schon 1525 wurde in Zürich eine theologisch-philosophisch-philologische Schule (Collegium Carolinum) gegründet, später kamen eine juristische und eine medizinische Schule dazu.